Nun erscheint das neue Till Brönner Album The Good Life, ein herausragendes Werk für die entspannten und friedlichen Momente im Leben. Inspiriert durch das Great American Songbook, umfasst The Good Life neue Arrangements von bekannten Titeln von u.a. Frank Sinatra, Billie Holiday, Nat King Cole und vielen. Ihr Amazon Music-Konto ist derzeit nicht mit diesem Land verknüpft. Um Prime Music zu nutzen, gehen Sie bitte in Ihre Musikbibliothek und übertragen Sie. Junge Jazzhörer haben es nicht leicht. „Meine Rebellion war, die Musik durchzuhalten, die keiner gut fand außer mir“ – so hat der 1971 geborene Till Brönner seine prägende Jugenderfahrung beschrieben. Denn dem ist es pupsegal, wieviele Ohren der Keinohrhase hat. Traurig darüber, keinen gleichgesinnten Freund gefunden zu haben, will der kleine Keinohrhase sich zurückziehen. Als aber eines Tages die Schale bricht, traut er seinen Augen nicht: Ein gelbes, flauschiges Küken () – mit zwei großen Schlappohren kommt zum Vorschein. Keinohrhase und zweiohrküken buch. Voller Vorfreude hegt und pflegt Keinohrhase sein geheimnisvolles Geschenk. Da hat er aber nicht mit dem quirligen Zweiohrküken gerechnet! Wer aber die Gefahr wittert, dass seine Lieblingsmusik zur Beschallung für Außenseiterexistenzen wird, der möchte raus aus der Nische. Der entwickelt eine Liebe zum Publikum. Der will Till Brönner werden – der erfolgreichste deutsche Jazzmusiker seiner Generation, der große Säle füllt und vom amerikanischen Präsidenten zum International Jazz Day eingeladen wird. Im April holte der Jazzliebhaber fünfundvierzig lebende Legenden ins Weiße Haus, darunter Herbie Hancock, Wayne Shorter, Pat Metheny, Diana Krall und, als einziger Deutscher, Till Brönner. Und doch ist jedes neue Album des Trompetenvirtuosen eine Zitterpartie. Wird es wieder eine lauwarme Smooth-Jazz-Dusche geben? Wird er wieder allzu bekannte Filmmelodien behutsam anblasen, wird er sich wieder ein fadenscheiniges lateinamerikanisches Soundgewand überstreifen? The Good Life SprücheWird er gar – selbst singen? • Markus Barth • Kommentare: 1, Empfehlungen: 11 Wenn böse Zungen aber lästern, dass Brönner in jedem Fahrstuhl seine Trompete auspacke, dann haben sie nicht richtig zugehört. Sein Spiel besticht durch makellose Phrasierung und lakonische Prägnanz, durch die Leichtigkeit und den Einfallsreichtum, mit denen er Melodien variiert und Harmonien akzentuiert. Beim Brönner-Bashing ist auch viel Neid im Spiel. Wer als deutscher Jazzer für Mini-Gagen in Mini-Clubs spielt, will zumindest den wahren Spirit für sich und seinesgleichen reklamieren. Raus aus der Nische Über den ewigen Grabenkrieg zwischen Avantgardisten und Ausverkäufern lächelt Brönner, Erfolg macht freundlich. Er sieht sich in der Tradition des amerikanischen Jazz-Mainstreams. Vorbilder wie Chet Baker, Freddy Hubbard oder der Gitarrist Wes Montgomery haben mit Smooth-Jazz-Alben ihre besten Verkäufe erzielt. Auch wollte raus aus der Nische für akademische Besserhörer und ist am Ende wieder zu einem alten, erfolgreichen Rezept des Jazz zurückgekehrt: dem Veredeln von Popsongs und Gassenhauern. Brönner, der wechselnd in Berlin-Charlottenburg und Los Angeles lebt und eine Professur an der Musikhochschule Dresden innehat, betreibt auf seinen Alben schulmäßigen Jazz-Historismus. Mal rollt er die Fusion-Klangtapeten der achtziger und neunziger Jahre aus („Midnight“), mal rekonstruiert er den schwülen CTI-Sound der siebziger Jahre, komplexe, von leichten Funk- und Soulelementen geprägte Arrangements mit mehreren Bläsern, Streichern und dem charakteristischen Fender Rhodes E-Piano – so auf dem vor vier Jahren erschienenen Album „Till Brönner“, seinem bisherigen Meisterwerk, das sich allerdings weniger gut verkaufte. Wenn er singt, dann sinkt er Nun also der Purismus der fünfziger Jahre. Das Album „The Good Life“ (Masterworks/Sony), das heute erscheint, bietet überwiegend ruhige Standards aus dem amerikanischen Songbook, aufgenommen mit akustischen Instrumenten in gut traditioneller Spielart und mit großer Dezenz: Der Walking-Bass von John Clayton kommt wie auf Socken dahergeschlichen, Jeff Hamilton am Schlagzeug rührt die Besen, tüpfelnd legt der Pianist Larry Goldings die Harmonien aus, Anthony Wilsons Gitarre schrubbelt versonnen. Die Trompete klingt fabelhaft, sie atmet. Wäre die Aufnahme nicht so transparent und klangschön produziert, man könnte meinen, dieses Album sei vor sechzig Jahren entstanden. Video: Filtr - Made in Germany Von aufregenden Neuinterpretationen der alten Songs kann allerdings nicht die Rede sein. Und leider: Bei acht von dreizehn Stücken singt Brönner, denn Instrumentalmusik verkauft sich schlechter. Aber wenn Brönner singt, dann sinkt er. The Good Life: Neue Kickstarter-Kampagne Für Das Mystery-RPG AngekündigtSeine Stimme ist dünn und beinahe geschlechtslos, ein womöglich gewollter Kontrast zur Emotionalität des Trompeten- und Flügelhornspiels. Da ist nichts vom erotischen Timbre des Frauenschwarms zu spüren, als der sich Brönner ja gern auf den Fotostrecken zu den Alben in Szene setzen lässt. Medora. Die meisten der Lieder auf „The Good Life“ gehörten auch zum Repertoire Frank Sinatras. Keine so gute Idee, mit dem charismatischen Crooner in Konkurrenz zu treten. Franziska lüttgenjohann. „I may be wrong, but I think you’re wonderful“ – es ist nicht leicht, einer solchen Swing-Sentenz Charakter aufzuprägen. Brönner streut bloß fade Zuckrigkeit darüber.
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March 2019
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